Mittagspause! Ich verspüre wieder diesen Ruf. Den Ruf nach Bratwurst mit Currysauce und Fritten. Au ja. Also mach ich mich auf den Weg zum Imbiss No. 1. Der letzte Besuch liegt doch glatt schon wieder fast ein Jahr zurück…
Erster Eindruck? Der Imbiss schaut noch genau so aus wie letztes mal. Das ist gut so. Heute steht nicht Holger Silbereisen hinter der Bratpfanne, sondern eine Wurstbräterin. Auch das ist in Ordnung. Ich entschließe mich spontan, zur Bratwurst, eine Currysauce mit leichter Schärfe zu nehmen. Ein Vorteil hier, ähnlich wie bei Best Worscht in Town, man kann aus einer Palette verschiedener Schärfegrade wählen. Ich nehme erstmal die zweitunterste Stufe…
Wie hat’s geschmeckt? Die Bratwurst schmeckt gut. Gutes Brät, leckerer Geschmack und handwerklich gut umgesetzt. Beim Holger bekommt man einfach ne richtsch gude Worscht. Ich denke, ich muss ihn mal fragen, woher er die bezieht.
Die Currysauce schmeckt – zum einen natürlich nach Curry und guten Zutaten, wie Sellerie und Zwiebeln und zum anderen natürlich scharf. Der zweitleichteste Schärfegrad hat es bereits in sich. Ich esse gerne scharf, jedoch nicht zu scharf. Diese Schärfevariante ist genau die richtige Wahl. Es ist scharf, aber der Geschmack der Sauce und der Wurst ist noch präsent. Das wird je schärfer die Sauce ist anders – am Ende schmeckt man nix mehr.
Das Currypulver hingegen ist Deko oder geht in der Schärfe der Sauce unter. Das kann ich nicht genau beurteilen. Die Fritten jedoch schmecken wirklich gut. Der Imbiss No.1 verwendet seit der nicht mehr ganz so neuen EU-Verordnung zur Verringerung von Acrylamid beim Frittiervorgang von Fritten (d.h. die Fritteuse darf nicht heißer als 175°C sein), belgische Fritten, die einen Mantel aus Maisstärke besitzen. Wirklich gut – müßt Ihr mal ausprobieren.
Und die Lokalität des Imbiss No.1 gefällt mir gut. Das Design entstammt den 60 Jahren. 😉 Man erkennt, dass im Laufe der Zeit hie und da etwas verändert wurde – auch mal der Anstrich. Es ist einfach eine sehr ehrliche Imbissbude und das auch noch zentral in Mainz zwischen HBF und Schillerplatz am Münsterplatz…
Fazit? Der Imbiss No.1 steht für eine ehrliche Imbissbudenwurst ohne viel Schischi. Sein Äußeres und sein Ambiente erinnert mich immer an die Buden im Ruhrpott – wirklich sehr authentisch. Und 20 (von möglichen 25) Punkte sprechen deutlich für sich. Daumen hoch lieber Imbiss No.1 – ich werde hier in Zukunft wieder öfter meine Mittagspause verbringen…
Nachruf
Leider wird dieser Besuch der wohl absolut letzte gewesenen sein. Mit großem Bedauern stelle ich einige tage später fest, dass der legendäre Imbiss No.1 für immer – wie es scheint – das Rollgitter heruntergelassen hat. Am 15.06.2019 war „Der letzte Tag“. Vielleicht konnte man das Ende kommen sehen? Vielleicht – ich wollte es jedenfalls nicht. Bereits im Frühjahr 2017 beklagte Holger Silbereisen einen Umsatzrückgang – Grund dafür war der damalige Umbau der Bahnhofsstraße (vgl. Artikel in der AZ). Auf der offiziellen Homepage des Imbiss findet sich kein Hinweis – nicht einmal dazu, dass der Laden zu ist. Kurz nachgedacht? Wer könnte es wissen? Natürlich! Natürlich weiß aber Mainz‘ investigativstes Medienangebot, warum der mit dem Gastro Award ausgezeichnete Imbiss No.1 seine Pforten schließen musste:
Eine Leserin glaubt, dass gestiegene Mieten und eine zu geringe Nachfrage der Grund für die Geschäftsaufgabe sind. Eine andere Leserin schreibt: „Weil der Mietvertrag, wie auch der der anderen Geschäfte in diesem Häuser-Komplex, wegen Abriss gekündigt wurde.“ Und damit liegt sie richtig. […] Denn nach der Neugestaltung des Münsterplatzes und der Bahnhofstraße plant die Stadt nun den nächsten Schritt zur Aufwertung des „Eingangstors in die Innenstadt“. So soll das Gebäude in der Großen Bleiche 1 umgebaut werden. (Quelle: Der Merkurist)
Da ist also einer der beliebtesten Imbisse der Stadt einer städtebaulichen Verschönerungsmaßnahme zum Opfer gefallen. In dem Merkurist-Artikel liest man dann weiter, dass sich in dem neuen Gebäude nur noch hochpreisige Geschäfte ansiedeln werden sollen. Stirbt also die Hoffnung, dass Holger Silbereisen wieder an der gleichen Stelle eröffnen werden könnte. bye the way, was wird jetzt eigentlich aus dem mobilen Speisewagen des Imbiss No.1? Kann ich den kaufen?
Apropos städtebauliche Maßnahmen. An dieser Stelle heißt es dann noch dem zweiten Mainzer Kult-Imbiss die Daumen zu drücken, nämlich dem Imbiss Zum Schorsch. Dieser fristet – gut besucht – derzeit noch neben dem rasanten Ausbau des alten Zollhafens. Das Areal des Zollhafens wird zum hochpreisigen Wohnquartier mit Rheinblick transformiert. Eine perfide Form der Gentrifizierung. Vermutlich wird dieser Imbiss dann ab 21/22 einer Dependance vom Bootshaus weichen oder so. So oder so, es brechen dunkle Tage für die ehrliche Currywurst in Mainz an…
VIELEN DANK IMBISS NO.1 !!!!! Ich hätte Dich viel öfter besuchen sollen… 😦
[…] vom Imbiss No.1 anzutreffen. Leider gibt es den Imbiss nicht mehr, wir erinnern uns noch an den Nachruf. An dessen stelle findet sich dieses Jahr der Imbisswagen EssWas. Und was muss ich feststellen? […]
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[…] Imbiss No.1 […]
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Den Imbißwagen gibt es noch, normalerweise bei Mainz lebt und der Johannisnacht, also leider erst wieder 2021
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Ja stimmt… 🙂 Der Imbisswagen ist nun grün und nicht mehr rot und heißt jetzt EssWas: https://wurstzeit.wordpress.com/2019/10/29/esswas-oder-silbereisen-strikes-back/
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[…] getestet. Sogar die Schwaben essen Currywurst – sieh an. In Mainz war bisher immer der Imbiss No.1 für seine abstrusen Schärfegrade bekannt – leider gibt es diesen Imbiss nicht mehr. Auch in […]
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[…] Besuch beim legendären Mainzer Imbiss „Zum Schorsch“. Leider muss auch dieser Imbiss irgendwelchen Stadterweiterungsmaßnahmen weichen. Passt nicht mehr ins Stadtbild, insbesondere dort wo hochpreisige […]
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